159 research outputs found

    Zur Notwendigkeit agrarstruktureller Veränderungen [Necessities for changes in livestock production]

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    Das Vertrauensverhältnis zwischen Verbrauchern und Erzeugern tierischer Produkte ist gestört. Durch zurückliegende Skandalmeldungen, aber insbesondere durch die ersten BSE-Fälle in Deutschland, wurde einer breiten Bevölkerungsschicht bewusst, dass die Erzeugung von Lebensmitteln tierischen Ursprungs in vielen Aspekten nicht mit ihren Vorstellungen von Landwirtschaft übereinstimmt. Den Vertrauensverlust allein dem Fehlverhalten Einzelner oder einzelner Berufsgruppen anzulasten, wird den komplexen Strukturen der Erzeugung, des Handels und der Vermarktung sowie der Mitverantwortung der Verbraucher nicht gerecht. In der tierischen Erzeugung führt die mit der Intensivierung einhergehende Überproduktion unabhängig von der Betriebsgröße seit Jahren zu einem enormen Wettbewerbsdruck, der die landwirtschaftlichen Betriebe zu fortwährenden Kosteneinsparungen u.a. bei den Fütterungs- und Haltungsbedingungen sowie zu Steigerungen der Einzeltierleistungen zwingt. Die derzeitigen Qualitäts- und Bezahlungskriterien für Fleisch sind einer guten Konstitution und Gesundheit der Nutztiere sowie der Erzeugung von Produkten mit einem hohen Genusswert eher ab- als zuträglich. Die Anpassungsfähigkeit der Nutztiere gegenüber suboptimalen Lebensbedingungen und erhöhten Leistungsanforderungen wird in hohem Maße be- und mehr und mehr überansprucht. Zwischen dem wettbewerbsbedingten Zwang zur Senkung der Produktionskosten und den kostenträchtigen Aufwendungen für Verbraucher-, Tier- und Umweltschutz besteht ein Zielkonflikt, der schon zu lange auf dem Rücken der Landwirte und der Nutztiere ausgetragen wird. Auf der anderen Seite bedingt die aktuelle Vielfalt der Produktionsbedingungen auf den landwirtschaftlichen Betrieben eine große Variation bei der Qualität von tierischen Produkten und bei den mit der Erzeugung verbundenen Prozessqualitäten (u.a. Tier- und Umweltschutz). Ziel einer verbraucherorientierten Agrarpolitik sollte es sein, neben der Anhebung von Mindeststandards die Vielfalt der Qualitäten mit den unterschiedlichen Verbraucherwünschen (von Billigangeboten über Tierschutzanliegen bis zu Delikatessenware) abzugleichen. Erst durch eine Differenzierung bei den Produkt- und Prozessqualitäten können die Verbraucher in das Gesamtgeschehen einbezogen und entsprechende Kaufoptionen offeriert werden. In Folge können spezifische Produkt- und Prozessqualitäten monetär bewertet und über den Produktpreis bzw. über Subventionen angemessen honoriert werden. Gegen ein undifferenziertes Kaufverhalten der Verbraucher wird die Agrarpolitik keine andere Form der Landwirtschaft durchsetzen können. Die derzeitige Krise bietet die große Chance, solche Veränderungen anzustoßen und das Vertrauen in die Erzeugung tierischer Produkte langfristig zu stärken. (SUNDRUM, A. (2002): Zur Notwendigkeit agrarstruktureller Veränderungen. In: Klasse statt Masse? Landwirtschaftliche Nutztierhaltung und Verbraucherschutz, Tagungsband zum 4. aid-Forum am 12.06.2001, aid spezial, S. 19-21

    Forschung in der Ökologischen Tierhaltung im Spannungsfeld von divergierenden und konzertierenden Strömungen

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    Die Ökologische Tierhaltung unterscheidet sich von der herkömmlichen Tierproduktion durch das Wirtschaften unter definierten Rahmenbedingungen (EG-Verordnung bzw. Verbands richtlinien) und durch veränderte Prioritäten in den Produktionszielen. Insbesondere wird der Qualitätserzeugung Vorrang vor der Produktionsmaximierung eingeräumt. Die Qualitäts erzeugung beinhaltet dabei sowohl die Produktqualität als auch die Prozessqualitäten Tier-, Umwelt- und Naturschutz. Aus den veränderten Produktionsbedingungen und -zielen resul tieren unterschiedliche Forschungsfragen und -ansätze. Einerseits geht es um die Erarbeitung neuer Erkenntnisse für den Umgang mit und die Optimierung innerhalb der ökologischen Rahmenbedingungen, nicht zuletzt im Hinblick auf die qualitätsorientierten Produktionsziele. Andererseits bedarf es der Transformation der aus herkömmlichen Forschungsansätzen gewonnenen Erkenntnisse auf die Besonderheiten der ökologischen Wirtschaftsweise. In den bisherigen Forschungsaktivitäten zur Ökologischen Tierhaltung treten eine Vielzahl unterschiedlicher und teilweise gegenläufiger Forschungsansätze zutage, bei denen sich der Eindruck aufdrängt, dass mehr nebeneinander als aufeinander bezogen agiert wird und häufig wenig von der vielbeschworenen Interdisziplinarität erkennbar ist. Neben den divergierenden Interessen unterschiedlicher Forschergruppen ist dies nicht zuletzt die Folge einer unkoordi nierten Forschungsförderung. Ohne das Bemühungen um eine Verständigung über den Forschungsrahmen und maßgebliche Forschungsziele besteht die Gefahr der weiteren Aufsplitterung, wie sie in der herkömmlichen agrarwissenschaftlichen Forschung vorherrscht. Um angesichts knapper Ressourcen Ansätze für eine Orientierung der Forschungsaktivitäten zu diskutieren und der Unübersichtlichkeit entgegenzuwirken, soll im Workshop das Ziel ver folgt werden, Forschungsansätze und -ziele zu systematisieren. Der Vorschlag zur Systematik orientiert sich vorrangig an bestehenden und in der Entwicklung befindlichen Wertschöp fungsstrategien. Diese umfassen u.a.: die spezifische Erzeugung hoher Produkt- und Prozess qualitäten für ein hochpreisiges Marktsegment, die Ausschöpfung von Synergieeffekten zwischen verschiedenen Betriebszweigen und Betrieben oder die Senkung der Produktions kosten innerhalb der gesetzlichen Produktionsvorgaben. Am Beispiel der Schweinehaltung soll die Systematisierung konkretisiert werden. Ferner soll aufgezeigt werden, in welchen Bereichen der Ökologischen Tierhaltung besondere Defizite bezüglich des Kenntnisstandes und der praktischen Umsetzung bestehen. Eine Systematik bietet darüber hinaus verschiedene Anhaltungspunkte, um das Problem der Übertragbarkeit von Forschungsergebnissen auf die jeweilige spezifische Situation des landwirtschaftlichen Betriebes zu erörtern. Ausgangspunkt des Workshops ist die Arbeitshypothese, dass die bestehende Vielfalt in den Forschungsansätzen nicht notwendigerweise zu einer ineffektiven Auf- und Zersplitterung führen muss, sondern zum Vorteil gereichen kann, wenn es gelingt, die verschiedenen Ansätze als Teil eines Ganzen zu begreifen und sie für einen umfassenden Erkenntnisgewinn zu nutzen

    Organic livestock production

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    The development towards a sustainable agriculture has been a main objective of organic agriculture from the beginning (IFOAM, 1978), and a declared objective of the newly applied EC-Regulation (1804/1999) on organic livestock production which provides a clear framework for livestock production. The leading idea is based on the voluntary self-restriction in the use of specific means of production with the objectives to produce food of high quality in an animal appropriate and environmentally friendly manner within a nearly complete nutrient farm organism (Sundrum, 1998). With regard to an environmentally friendly production, organic livestock farming is characterised by: - System-oriented approach, - Renunciation of mineral nitrogen, pesticides, growth promoters, and GMO’s, - Maximum total stocking density of 2 large animal units per ha, - Restrictions in the amount and quality of bought-in feedstuffs. In the following, consequences of the framework and the production method are discussed in relation to the environmental issue. System-oriented approach Livestock production forms an integral part of agricultural holdings practising organic farming. Different agricultural fields are interrelated into a ‘farm organism’ which is driven by a nearly complete innerfarm nutrient cycle. A strict separation into lines of production is inappropriate to the idea of a nutrient cycle. With regard to nutrient losses, level of reference is the farm as a single unit and not a specific level of process engineering as is commonly used in conventional production. For example, it would be inappropriate to assess the emission of nitrogen in relation to the average milk yield per cow without taking the whole farm that is among others nitrogen losses in relation to fodder growing and distribution of manure into account. Prevention strategy The general renunciation of mineral nitrogen, risk materials (like pesticides) and controversially discussed substances (like GMO’s) is part of a prevention strategy, leading to a comparable low input of substances, into the farm and to a minimized output. Reduction of pollution or energy consumption is reached by a systemic and casually related approach, while conventional strategies are often based on technical and management related measures (Kristensen and Halberg, 1997). To assess nutrient losses on the farm level, the most common methodologies involve using balance sheets of the whole farm. Calculations demonstrate that the systemic effect of organic agriculture in both cattle and pig production has great implication on the nutrient balance and the balance-surplus in relation to the product (Haas, 1995; Halberg et al., 1995; Martinson, 1998; Sundrum & Trangolao, 2000). There is reason for the assumption that the benefit of the system-related approach on minimising pollution are much more effective as compared to management-related factors, such as increasing animal performance per animal per year. For example, reducing nitrogen input of 100 kg N/ha is more than doubly efficient in relation to the balance surplus than increasing average milk yield for 1.000 kg/cow and year (Mejs and Mandersloot, 1993). However, there is a high variability within organic farms in relation to their efforts and their nutrient efficiency. Dual strategy in relation to nitrogen In organic livestock production, feeding is primarily based on home-grown feedstuffs, including a high amount of legumes. As a consequence crude protein content in the diet often clearly exceeds the requirements of the animals and nitrogen in the manure is on a high level. In conventional production farmers are asked to reduce nitrogen in the diet in order to reduce nitrogen in the manure. In organic farming, a high level of crude protein in the diet is a very important nitrogen source for the innerfarm nutrient cycle. When trying to utilize this nitrogen source, organic farmers are encouraged simultaneously to minimize nitrogen emission from the manure. Due to the limited nitrogen resource, organic farmers have to find the balance within a dual strategy: increasing nitrogen in the manure and minimizing nitrogen emission form the manure. As nitrogen input in the organic farm is on a low level, organic farms are endowed with a credit in relation to nitrogen losses in the following production process. In the long run, the objective to increase productivity within the framework of organic agriculture goes along with improving management measures to minimize nitrogen emission. On the other hand, the increase of productivity from a high level as being realised in conventional production leads more or less to a higher efficacy of nitrogen turnover and a reduction in nitrogen losses per cow and milk yield (Kirchgessner et al., 1991). However, there is reason for the assumption that with reference to the conventional farm as a whole, nutrient efficacy will probably decrease due to a reduction in digestibility of feedstuffs and higher demands of bought-in concentrates. Those concentrates increase nutrient input in the farm and cause energy consumption especially due to transport. From these theoretical considerations the question arises whether the efforts to increase productivity will reach or even has already exceeded the marginal utility in relation to environmental effects. It can be concluded that both, a system oriented approach and a approach on the level of process engineering are needed to proceed in environmentally friendly production. Organic livestock production seems to be in the lead because production starts from a comparable low level of nutrient input

    Organic livestock production - trapped between aroused consumer expectations and limited resources

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    Literature reviews reveal that the implementation of organic standards have failed to clearly improve status of animal health and welfare on many farms in comparison to conventional production. The a huge variability with respect to this issue between organic farms indicate profound discrepancies between claim and reality of organic livestock farming. Thus, the hypothesis that the implementation of minimum standards will automatically provide benefits for the issue of animal health and welfare has been refuted by farm practice. As a consequence, organic farmers and retailers can no longer stick to the claim that organic products of animal origin are of higher value with respect to the issue of animal health and welfare. Reasons for the limited effects of the organic standards are multi-factorial and assumed to be farm specific in the fist place. On the other hand, limited availability of resources such as nutrients, labour time and investments within organic farm systems together with a high pressure on the production costs by retailers make any improvments very difficult. In order to preserve the credibility of organic agriculture and the confidence of the consumers in organic products there is a need for more transparency and for a change in the paradigm from a standard-oriented to an output-oriented approach. Credible information about the specific level of product and process qualities emerged by each farm has to be provided. Simultaneously, a high level of animal health and welfare has to be honoured by premium prices to cover the additional costs and efforts that are needed to improve the current situation

    Tierschutzanforderungen und aktuelle Entwicklungen [Requirements of farm animals in relation to animal welfare]

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    Im Zuge eines sich verändernden Bewusstseins in der Bevölkerung werden die Tierschutzanforderungen an die Haltungsbedingungen landwirtschaftlicher Nutztiere vom Gesetzgeber sukzessive erhöht. Darüber hinaus sieht eine zunehmende Zahl von Verbrauchern in guten Lebensbedingungen für die Nutztiere eine Prozessqualität, für deren subjektiven Zusatznutzen sie einen Mehrpreis zu zahlen bereit sind. Anforderungen an Haltungsbedingungen im Hinblick auf die Tiergerechtheit haben einen hohen Gesundheitszustand der Nutztiere und weitreichende Möglichkeiten zur Ausübung arteigenen Verhaltens zum Ziel. Sowohl von Seiten des Gesetzgebers als auch in Markenprogrammen werden Mindestanforderungen durch Größenordnungen einzelner technischer Indikatoren festgesetzt. Dabei stellen neben verschiedenen Sollbestimmungen in der Regel nur die spezifizierten Dimensionen der Bewegungsfläche und die Beschaffenheit des Bodens überprüfbare und damit praxisrelevante Größen dar. Diese Indikatoren decken jedoch nur einen Teilbereich der komplexen Einflussfaktoren ab. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Indikatoren unterschiedlich bis gegensätzlich auf Tiergesundheit und Tierverhalten wirken können. Aus der Einhaltung einzelner Mindestanforderungen kann daher keine abschließende Beurteilung über die relative Qualität von Haltungssystemen im Hinblick auf die Tiergerechtheit abgeleitet werden. Neben zum Teil gegenläufigen Auswirkungen einzelner Verfahrenstechniken auf die Tiergerechtheit bestehen Zielkonflikte zwischen der Tiergerechtheit und der Umweltverträglichkeit. Dies betrifft insbesondere die Bodenfläche im Hinblick auf Bewegungs- und Emissionsfläche sowie die Beschaffenheit der Bodenoberfläche hinsichtlich des Liegekomforts und der Beschäftigung bzw. bezüglich emissionsbeeinflussender Faktoren (u.a. Grenzfläche, Temperatur, pH-Wert). Auch hinsichtlich der Umweltverträglichkeit liegt ein komplexes Wirkungsgefüge zum Teil gegenläufiger Einflüsse auf unterschiedliche umweltrelevante Substanzen (u.a. NH3, N2O, CH3) vor. Aufgrund der Komplexität der Wechselwirkungen kann eine Beurteilung von Haltungsbedingungen hinsichtlich Tiergerechtheit und Umweltverträglichkeit folglich nicht anhand einzelner Verfahrenstechniken vorgenommen werden, sondern erfordert die Beurteilung des Gesamtsystems (landwirtschaftlicher Betrieb). Entsprechend kann von einer spezifischen Vorzüglichkeit einzelner Verfahrenstechniken nicht auf die Vorzüglichkeit des Gesamtsystems geschlussfolgert werden. (SUNDRUM, A. (2001): Tierschutzanforderungen und aktuelle Entwicklungen. Tagungsband der Fachveranstaltung "Umwelt- oder Tierschutz. Wonach richtet sich die 'Beste verfügbare Technik" (BVT)". KTBL und UBA, 19.06.2001, Berlin

    Tiergerechte Nutztierhaltung [Animal appropriate husbandry in relation to animal welfare]

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    Das Vertrauen der VerbraucherInnen gegenüber tierischen Produkten ist nicht erst seit BSE und MKS gestört. Im Zusammenhang mit dem Auftreten der Buchstabenkrankheiten ist deutlich geworden, dass die Produktionsprozesse in der Nutztierhaltung von den Verbrauchern schon lange nicht mehr und auch von den zunehmend spezialisierten Agrarwissenschaftlern nur noch partiell durchschaut werden. BSE und MKS haben offenbart, wie weit die Nutztierhaltung dem Bewusstsein der Verbraucher entrückt ist und welch eine große Lücke zwischen den Vorstellungen und Bildern über Landwirtschaft und den tatsächlichen Begebenheiten klafft. Es verwundert daher nicht, dass das Terrain mit zahlreichen Vorurteilen zugepflastert ist. Diese lauten z.B. aus Sicht vieler Erzeuger, dass Verbraucher nur an Tiefpreisen interessiert seien, während von Seiten vieler Verbraucher vorgebracht wird, dass Landwirte nur nach der Maximierung ihres Profites streben würden. Das Beharren auf die Richtigkeit des jeweiligen Standpunktes versperrt die Sicht auf die Komplexität der Prozesse, die sich zwischen dem Stall und der Ladentheke abspielen. Es verhindert die Entwicklung von gegenseitigem Verständnis, welches zwingend erforderlich ist, um Bewegung in die festgefahrene Situation zu bringen, den Verlust an Glaubwürdigkeit zu überwinden und das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen. Zu den wesentlichen vertrauensstiftenden Maßnahmen gehört, dass sich sowohl die Erzeuger und der Handel als auch die Verbraucher um eine realistischere Erfassung der Gesamtsituation bemühen. Im Hinblick auf die Tiergerechtheit von Haltungsbedingungen gilt es zu realisieren, dass die Ansprüche der Nutztiere an die Haltungsbedingungen sehr vielschichtig und komplex sind. Sie ent ziehen sich einer simplen Beurteilung auf einer gradlinigen Skala von sehr gut bis sehr schlecht. Zum einen variieren die Anforderungen der Nutztiere beträchtlich in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, Gewicht, Leistung etc., weshalb jedem Tier idealer Weise eine auf die tierindividuellen Bedürfnisse abgestimmte Haltungsumwelt geboten werden müsste. Zum anderen wirken zahlreiche Einflussfaktoren der Haltungsumwelt, von der Haltungstechnik über die Fütterung bis zum Mana gement, gleichzeitig auf die Nutztiere. Die zahlreichen Interaktionen zwischen den verschiedenen Einflussfaktoren stehen einer direkten Beurteilung der Haltungsbedingungen im Hinblick auf die Tiergerechtheit anhand technischer Indikatoren entgegen. Die skizzierten Aspekte machen deutlich, dass es ein sehr anspruchsvolles Unterfangen ist, den Nutztieren in ihren spezifischen Ansprüchen an eine gesundheitsfördernde und verhaltensgemäße Haltungsumwelt gerecht zu werden. Entsprechend sind mit diesem Anspruch hohe Anforderungen sowohl hinsichtlich der Qualität des Management und der Arbeitszeit als auch hinsichtlich baulicher und verfahrenstechnischer Investitionen und Futterqualitäten verbunden. Diese kann sich der Landwirt in der Regel kaum leisten. Die mit der Intensivierung einhergehende Überproduktion hat die Betriebe einem enormen Wettbewerbsdruck ausgesetzt und sie zu einer fortwährenden Steigerung der Produktivität gezwungen. Dies wird auf der einen Seite durch Kosteneinsparungen, z.B. bei der Beschaffung preiswerter Futtermittel, bei der Reduzierung der Bewegungsfläche für die Nutztiere oder beim Verzicht auf Einstreu erreicht. Auf der anderen Seite werden durch züchterische Maßnahmen die Produktionsleistungen gesteigert. Aufgrund der Intensivierung der Produktion und der Steigerung der Produktivität kann der Verbraucher billig einkaufen. Gleichzeitig wird jedoch unter diesen Rahmenbedingungen die Anpassungsfähigkeit der Nutztiere gleich von zwei Seiten (hoher Leistungsanspruch bei suboptimalen Haltungsbedingungen) in die Zange genommen und damit das Erkrankungsrisiko erhöht. Aufgrund der weiterhin ansteigenden Belastungssituation sowohl für die Landwirte als auch für die Nutztiere kann die Forderung der Verbraucher, dass Lebensmittel nur von gesunden Tieren stammen sollen, immer weniger sichergestellt werden. Wenn die Kluft zwischen Bildern über und Wirklichkeit von Landwirtschaft verringert und das Vertrauen zurückgewonnen werden soll, muss die systemimmanente Konfliktsituation entschärft werden. Erst wenn die Bemühungen der Landwirte um ein höheres Maß an Tiergerechtheit honoriert werden, haben diese eine Chance, die dazu erforderlichen kosten- und arbeitsaufwendigen Maßnahmen umzusetzen. Die derzeitigen Abnahmepreise des Handels für tierische Produkte und das Fehlen eines entsprechenden Vergütungssystems verwehren den Landwirten die Möglichkeit, tiergerechte Haltungsbedingungen zu gewährleisten. Als ein Ausweg aus der verfahrenen Situation drängt sich die Orientierung hin zur Qualitätserzeugung und Produktdifferenzierung auf. Wie das Nebeneinander von Eiern aus Käfig-, Boden- oder Freilandhaltung in den Kaufregalen zeigt, ist der Verbraucher sehr wohl in der Lage, unterschiedlichen Produkt- und Preisangeboten mit einem differenzierten Kaufverhalten zu begegnen. Überdies ergeben sich durch eine Produktdifferenzierung auch begrenzte Verfügbar keiten, die eine wesentliche Voraussetzung für eine Preisdifferenzierung und für das Erreichen angemessener, d.h. kostendeckender Preise sind. Einer umfassenden Produktdifferenzierung steht entgegen, dass die Agrarwirtschaft nicht nur auf festgefügten Strukturen, sondern auch auf althergebrachten Denkmustern innerhalb festgefügter Erzeugungs-, Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen basiert. Häufig wird nur in Schwarz-Weiß Kategorien gedacht. Auch Kritiker bestehender Verhältnisse haben sich häufig nicht die Mühe gemacht, die Hintergründe für etwaige Missstände zu ergründen und den geringen Handlungsspielraum, den die einzelnen Landwirte oder andere Entscheidungsträger aufgrund der vorhandenen Strukturen besitzen, zur Kenntnis zu nehmen. Überzogene und pauschale Anfeindungen bzw. Anforderungen haben die Trutzmauer der Landwirte gegen die von außen geäußerte Kritik eher verstärkt als aufgeweicht und das Klima für Reformbemühungen vergiftet. Gegen eine differenzierte, an den Erzeugungsbedingungen orientierte Produktpalette haben sich in der Vergangenheit nicht nur der Handel und die Bauernverbände, sondern auch Verbraucher- und Tierschutzverbände gewehrt. Ein Anspruchsdenken, das da lautet: Produkte höchster Qualität für alle Verbraucher und Haltungsbedingungen auf höchstem Niveau für alle Nutztiere, und zwar sofort und zu einem niedrigen Preis, ist kontraproduktiv und geht an der Realität vorbei, weil es die Unvereinbarkeit von Qualität und Niedrigpreisen ignoriert. Einer Diversifizierung tierischer Produkte steht die unbekannte Zahl unkritischer Verbraucher entgegen, die das Recht auf billiges Fleisch als ein Grundrecht auffassen und Forderungen nach einer Verteuerung der Produkte als eine Diskriminierung sozial Benachteiligter und damit als undemokratisch werten. Jenseits der Wahrung gesetzlich festgelegter Mindestanforderungen an die Unbedenklichkeit der Produkte und deren Produktionsweise hat der einzelne Verbraucher seine Kaufentscheidung selbst zu verantworten. Wenn Einzelne oder Gruppen einerseits lautstark Missstände in der Nutztierhaltung anprangern, andererseits aber das Alternativangebot von tiergerecht erzeugten Produkten aus Gründen von Mehrkosten ablehnen, sollte ihnen dafür nicht länger Verständnis entgegengebracht werden. Das vorherrschende Bild von Landwirtschaft ist nicht mehr kompatibel mit der Wirklichkeit und wird der Komplexität der Produktions- und Vermarktungsprozesse nicht gerecht. Es ist nicht nur höchste Zeit für eine Agrarwende, sondern auch für eine Wende im Bewusstsein von Erzeugern, Handelsorganisationen und Verbrauchern

    Carcass quality of organic pork

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    According to the Council Regulation (EC) No 1804/1999), organic livestock production is intended to ensure quality production rather than maximising production. In organic pig production, the availability of limited amino acids is the first limiting factor and the main reason why the performance capacity is clearly diminished compared to conventional production. In order to compensate for the lower productivity, quality production is a conditio sine qua none. Possibilities to improve the quality of organic pork were investigated in different feeding trials. Results from a first trial in 1999 showed that diets based on organic cereals and home grown grain legumes (faba beans, peas and lupines) have the potential to produce pork with a high intramuscular fat content (IMF) being a relevant but not the only factor effecting the sensorial quality of pork (Sundrum et al., 2000a). This result was confirmed in a second trial. Additionally, pork with a high IMF content (> 2,9%) was preferred by an expert panel compared to pork with a low IMF (Fischer, 2000). In a further trial using a dose-effect design with synthetic amino acids, the working hypothesis was supported that an unbalanced relation between essential and non limited amino acids could provoke the de-novo-synthesis of fatty acids in the muscle cell (not yet published). Summing up, there is reason for the assumption that specific diets have the potential to increase the IMF content of pork without increasing the back-fat content of carcass. However, the carcass quality has it’s price. Negative correlations between IMF content and muscle area as well as live-weight gain emphasize the existence of an antagonistic relationship between quantity and quality issues. The previous results do not necessarily lead to a simple device how to increase carcass quality (Sundrum et al., 2000b). Besides the IMF content there are various other aspects that have to be taken into account. The production of pork of high quality means a challenge that naturally can not be coped by all farmers. The production of high quality goes along with an increase in the production costs that have to be compensated for by premium prices. The willingness of consumers to pay premium prices for organic products is an excellent precondition to develop a premium line of production in combination with high process qualities concerning animal welfare and environmentally friendly production. The most important precondition is to remunerate the specific performance of the farmer and to guarantee the high quality standards offered to the consumer. (SUNDRUM, A., (2002): Carcass quality of organic pork. AFSSA – Journée d'Echanges sur l'Agriculture Biologique, 18 octobre 2002, p. 50-52

    Organic livestock farming – a critical review

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    Based on production guidelines, organic livestock farming has set itself the goal to establish an environmentally friendly production, to sustain animals in good health, to realise high animal welfare standards, and to produce products of high quality. By striving for these goals, organic livestock farming meets the demands of an increasing number of consumers, which are critical towards the conventional production methods. The paper gives an overview of the present state of the art in the different issues. Possibilities and limitations to perform the self-aimed goals under the basic standards of organic farming are discussed. Concerning environmental protection, the basic standards of organic farming are suited to reduce environmental pollution and nutrient losses on the farm level markedly. With reference to the health situation of dairy cows in both organic and conventional dairy farms, comparative studies show that currently there seem to be no fundamental differences between the production methods. In relation to animal welfare, organic livestock farming, based on minimal standards that go beyond the legislation standards, provide several preconditions for good living conditions of farm animals. Concerning product quality, there is little evidence for a system-related effect on product quality due to the production method. It is concluded that the benefits of the basic standards are primarily related to environmentally friendly production and to the animal welfare issue while the issues of animal health and product quality are more influenced by the specific farm management than by the production method. There is evidence to support the assumption that organic livestock farming creates stronger demands on the qualification of the farm management, including the higher risk of failure. As a consequence, quality assurance programs should be established to ensure that the high demands of the consumers are fulfilled. (SUNDRUM, A. (2001): Organic livestock farming - A critical review. Livestock Production Science 67, 207-215

    Vergleich homöopathischer und allopathischer Behandlungsstrategien unter Praxisbedingungen am Beispiel der Mastitis

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    Versuchsbeschreibung/Fragestellung: In der EU-Verordnung zur Ökologischen Tierhaltung (EG-Nr. 1804/1999) wird der vorrangige Einsatz homöopathischer Arzneimittel postuliert, ohne dass hinreichende Kenntnisse über den Erfolg der Therapieform vorliegen. In dem beantragten Projekt soll die Behandlung von Eutererkrankungen mit homöopathischen Arzneimitteln als Alternative zur Anwendung von Antibiotika auf 3 Milchviehbetrieben anhand einer Klinischen Kontrollstudie auf ihren Behandlungserfolg geprüft und mit einer Placebogruppe im Rahmen einer modifizierten Doppelblindstudie verglichen. Der Behandlungserfolg wird anhand zytobakteriologischer Untersuchungen von Viertelgemelksproben und klinischer Untersuchungen ermittelt. Die Untersuchungen sollen Aufschluss über den Therapieerfolg bei der Anwendung der klassischen Homöopathie und der Allopathie geben. Ferner sollen Schlussfolgerungen für die landwirtschaftliche Praxis und für den Gesetzgeber hinsichtlich der Optimierungsmöglichkeiten bei der Behandlung von Eutererkrankungen gezogen werden. voraussichtliche Veröffentlichung der Ergebnisse: November 2005 Laufzeit: 1.11.2002 - 31.10.200

    Mais in der Futterration von Schweinen

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    In der Ökologischen Landwirtschaft basiert die Fütterung der Nutztiere vorrangig auf der Nutzung wirtschaftseigener Futtermittel. Die Maispflanze kommt mit dem hohen Energieertrag pro Fläche der begrenzten Verfügbarkeit von energiereichen wirtschaftseigenen Futtermitteln sehr entgegen. In der konventionellen Schweineproduktion beschränkt sich die Nutzung der Maispflanze weitgehend auf die Fütterung von Corn-Cob-Mix (CCM). Wertgebender Inhaltsstoff ist dabei die Stärke, welche den hohen Gehalt an Umsetzbarer Energie (ME) von bis zu 16 MJ/kg T bedingt. CCM findet insbesondere in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen eine breite Anwendung auf spezialisierten Schweinemastbetrieben. Die Fütterung von CCM setzt einen hohen Grad der Technisierung bei Ernte, Konservierung und Lagerung sowie bei der Futterzuteilung (v.a. bei Flüssigfütterung) voraus, welches die Einsatzmöglichkeiten einschränkt. Auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben werden derzeit weder die Größenordungen bei den Tierbeständen noch die Spezialisierungs- bzw. Technisierungsgrade erreicht, die den Einsatz von CCM wirtschaftlich machen. Dagegen kann unter den Zielsetzungen der Ökologischen Landwirtschaft dem Einsatz von Mais als Ganzpflanzensilage ein maßgebliches Nutzungspotential zugesprochen werden. Der Nährstoffgehalt der Maissilage spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr sind die diätetischen Wirkungen von Maissilage als Zusatzfuttermittel im Hinblick auf die Optimierung von Tiergesundheit, Tierverhalten, Schlachtkörperqualität und Umweltverträglichkeit von Belang. Die Rahmenbedingungen der Ökologischen Landwirtschaft schreiben eine tägliche Vorlage von Raufutter vor. Maissilage besitzt im Vergleich zu anderen Raufuttermitteln wie Klee-(Gras)silage oder Heu eine hohe Attraktivität und Akzeptanz bei den Schweinen. Selbst bei Jungtieren werden die für diätetische Wirkungen relevanten Mengen an Raufutter verzehrt. Als faserreiches Futtermittel kommt die Maissilage dem Nahrungsaufnahmeverhalten sowie dem Kau- und Sättigungsbedürfnis der Schweine entgegen. Eine erhöhte Speichelbildung, eine verbesserte Sekretion von Verdauungsenzymen und eine verbesserte Digestapassage beugen verschiedenen Verdauungsstörungen insbesondere bei Absatzferkeln und Sauen vor. So kann durch die Aufnahme von Raufutter Verstopfungen entgegengewirkt und das Auftreten des Mastitis-Metritis-Agalaktie-Komplexes nach der Geburt drastisch reduziert werden. Bei der praxisüblichen rationierten Kraftfutterfütterung in der Endmast zwecks Vermeidung einer übermäßigen Verfettung wirkt die Maissilage den unterschiedlichen Folgewirkungen unzureichender Sättigung wie dem Kannibalismus entgegen. Darüber hinaus kann mittels rohfaserhaltiger Futtermittel die organische Bindung im Kot erhöht werden. Aufgrund verringerter Emissionspotentiale resultiert daraus eine erhöhte Nährstoffverfügbarkeit der wirtschaftseigenen Düngemittel für das Pflanzenwachstum. Die verschiedenen Vorteile der Maissilage in der Schweinefütterung können derzeit nur im Gesamtkontext der Ökologischen Landwirtschaft amortisiert werden. Unter konventionellen Rahmenbedingungen rentieren sich die Mehraufwendungen in der Regel nicht. Den diversen Vorteilen stehen verschiedene Nachteile gegenüber. Neben den fütterungstechnischen und arbeitswirtschaftlichen Mehraufwendungen gehört dazu insbesondere das erhöhte Risiko hinsichtlich des Pilzwachstums und damit einhergehende Belastungen mit Mykotoxinen. Die Ausschöpfung der mit der Maissilage verbundenen Nutzungspotentiale setzt eine Optimierung der Silier- und Fütterungstechnik sowie eine angemessene Honorierung der Zusatzleistungen voraus
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